Der Brief für die Außenwirtschaft


36. Jahrgang / 29 vom 18.07.2014   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
UK | GBP: Schöner Schein, schwache Substanz
Die Insel schwächelt weiter. UK rangiert in der "Global Housing Watch" des IWF bei allen drei erhobenen Parametern (Preissteigerung, Preis-Einkommen- und Preis-Miet-Relation) jeweils unter den fünf am stärksten betroffenen europäischen Staaten. Fatal für UK: Das Wachstum hängt zu großen Teilen am Immobilienmarkt, dem wichtigsten Konjunkturmotor nach dem Finanzgeschäft. Neben diesen beiden Prunkstücken gibt es kaum Positives.
Die Handelsbilanz steckt unverändert tief im Defizit. Deutliche Exportrückgänge (zuletzt -6,8% im Jahresvergleich) folgen einer schwachen Industrieproduktion. Die lag zuletzt bei 2,3% im Jahresvergleich statt erwarteter 3,2% (Vormonat: 2,9%).
Diese Schwäche der britischen Industrie wird selbst bei der Beschäftigung erkennbar. Die Arbeitslosenquote geht zwar immer weiter zurück. Die Lohnzuwächse bleiben aber hinter den Erwartungen der Analysten zurück, zuletzt etwa mit 0,3% nach 0,8% im Vormonat. Das passt nicht zur Verhandlungsstärke der Arbeitnehmer im Kontext eines enger werdenden Arbeitsmarktes. Trotzdem mehren sich die Forderungen nach einer ersten Zinsanhebung in UK gegen Ende des Jahres. Das erscheint aber angesichts der moderaten Inflationsentwicklung (zuletzt 1,9% statt erwarteter 1,6%) wenig dringlich.
Fazit:
Das Pfund wird zunächst ein wenig von den großen Erwartungen und guten Zahlen profitieren. Der schwache Untergrund sorgt aber für einen Gegengewicht. Das Risiko eines EU-Austritts im Gefolge des angekündigten Referendums tut ein übriges.