Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


69. Jahrgang / 50 vom 02.07.2015   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Konjunktur | Demografie: Japans versteckter Boom
Japans Wirtschaft wächst seit fünfzehn Jahren stärker als die der USA. Diese überraschende Aussage gilt, wenn man Japans Wirtschaftswachstum an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter misst. Um diesen demografischen Effekt bereinigt kam Japan von 2000 bis 2007 auf eine kumulierte Wachstumsrate von 15%. Dieser Wert ist fast doppelt so hoch wie jener in den USA (8%). Die unbereinigte Wachstumsrate lässt das Gegenteil vermuten: Da legte Japans Wirtschaft um 10%, die der USA um 18% zu. Der Unterschied fällt noch mehr ins Auge, wenn auch die Jahre nach der Krise berücksichtigt werden.
Diese Erkenntnis wirft ein neues Licht auf die Perspektiven des Landes der aufgehenden Sonne. Denn diese hängen ganz maßgeblich an der Bevölkerungsentwicklung. Betrug die Quote der 15 bis 65Jährigen im Jahr 2005 noch 66%, liegt sie jetzt bei 61% und wird bis 2055 auf 51% absinken. Wie die oben genannten Zahlen der BIZ belegen, "frisst"der hohe Anteil der Ruheständler somit einen großen Teil des Produktivitätszuwachses.
Andererseits ist diese Entwicklung ein Produktivitätstreiber. Denn ohne deutliche Produktivitätszuwächse würde die fleißige Nation rasch an Wohlstand verlieren. Zudem würde die Schuldentragfähigkeit - bei einer Schuldenquote von rund 240% des BIP ohnehin stark beansprucht - noch schneller sinken. Schon jetzt wird darüber diskutiert, wie lange sich Japan noch aus eigener Kraft finanzieren kann.
Eine Entwicklung, die auf Deutschland noch zukommt. In Japan kamen die kinderreichen Jahrgänge 1947 bis 1951 zur Welt, in Deutschland insbesondere in der ersten Hälfte der 1960er Jahre. Bei uns lag die Quote der Erwerbsfähigen an der Gesamtbevölkerung 2007 bei 60,5%. Bis 2050 sinkt sie auf 51,6% ab.
Fazit:
Japans Wirtschaft steht angesichts dieser Daten vergleichsweise gut da. Ein Problem kann aber auch der Produktivitätszuwachs nicht ausräumen: mangelnde Innovationsfähigkeit aufgrund einer im Schnitt zu alten Bevölkerung.