Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


70. Jahrgang / 10 vom 04.02.2016   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Einkauf: Die Türkei schlägt China
Als Beschaffungsmarkt läuft die Türkei zunehmend China den Rang ab. In der Türkei sind mittlerweile über 5.900 deutsche Firmen aktiv, in China 5.000. Für die Türkei sprechen das niedrige Lohnniveau und eine hohe Produktivität. Und: Die Türkei hat eine geostrategische Zentrallage. Zwischen Asien und den nordafrikanischen Märkten können 1,5 Mrd. Menschen mit einem BIP von mehr als 25 Bio. Euro erreicht werden. Von der Türkei aus ist man in vier Stunden in 60 Großstädten.
Die Kosten entwickeln sich immer stärker zugunsten der Türkei. Viele dort einkaufende deutsche Unternehmen kommen auf eine Ersparnis von 25% und mehr gegenüber deutschen Lieferanten. Wer geschickt und ausdauernd verhandelt, kann 20 bis 30% Reduktion auf den Erstpreis schaffen. Da in China viele Geschäfte in US-Dollar abgeschlossen werden, hat sich die Beschaffung dort aufgrund der Euro-Entwicklung 2015 um rund 20% verteuert.
Die unsichere politische Situation unter Staatschef Recep Tayyip Erdogan schreckt die Unternehmen nicht ab. Begründung: Auch China ist nicht "problemfrei" - und noch viel schwerer politisch zu beeinflussen. Anders als in China gibt es in der Türkei kaum Sprachprobleme (Englisch/Deutsch). Die Logistikzeiten sind kürzer und damit die Transportkosten geringer. Die Qualitätsorientierung ist hoch.
Fazit:
Wer langfristig denkt, wird sich von der angespannten Situation in der Türkei nicht beirren lassen. Von dort aus können wichtige Zukunftsmärkte in der Region - der Mittlere Osten und ehemalige GUS-Länder - erschlossen werden.
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