Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


70. Jahrgang / 80 vom 17.10.2016   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Erneuerbare Energien: Energiepolitik im Blindflug
Die Menge der abgeregelten Energie nimmt stark zu - und damit entschwinden immer höhere Summen der EEG buchstäblich im Nichts. 2013 waren es noch 555 GWh, 2014 schon 1.581 GWh, die abgeregelt wurden. Das sind 1,2% des insgesamt alternativ erzeugten Stroms. 2015 wurden 4.722 GWh abgeregelt. Erneut fast eine Verdreifachung zum Vorjahr.
Im ersten Quartal 2016 war ein Anstieg um 30% gegenüber dem ersten Quartal 2015 zu verzeichnen. Droht den Netzen Überlastung, werden alternative Energieanlagen abgeregelt. Die nicht abgenommene Energie wird dennoch bezahlt. So verlangt es das EEG.
Die Kosten für die Abregelung sind immens. 2014 wurden 82,6 Mio. Euro als Entschädigung für die sogenannte Ausfallarbeit gezahlt. 2015 lag der Betrag bei etwa 240 Mio. Euro (genaue Zahlen liegen nicht vor). Für 2016 ist mit einer weiteren Steigerung zu rechnen.
Ursache sind im Wesentlichen die fehlenden Stromleitungen bzw. schlechte politische Planung. Der mit Abstand höchste Anteil an abgeregelter Erzeugung entfiel 2015 auf Schleswig-Holstein. Das Land verfügt über große Windkraftkapazitäten, aber wenig Industrie als Abnehmer.
Die HGÜ-Leitungen werden erst Anfang der 2020er Jahre fertig. Süd-Link wird erst dann große Strommengen aus dem Norden transportieren können. Bis dahin wird sich das Problem weiter verschärfen. Zwar erlaubt das EEG 2017 nur einen geringen Zubau an Windkraft-Kapazitäten im Norden, es untersagt ihn aber nicht ganz.
Die Situation ist von der Politik verursacht. Zu lange konzentrierte sie sich einseitig auf die Förderung der Erzeugung Erneuerbarer Energien, ohne den Umbau des Energiesystems anzupacken. Der Bau großer Leitungen als Erdkabel sorgt für Verzögerungen und verteuert sie wesentlich. Eine Förderung von Stromspeichern könnte die Situation verbessern, ist nach Information des BMWi aber nicht geplant.
Fazit:
Durch die Abregelung überflüssigen Stroms werden von Beginn der Energiewende bis zur Inbetriebnahme der nötigen Überlandleitungen 1,8 Mrd. Euro verpulvert.