Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


Ansicht filtern:
suchen nach Stichwort(en): ?  
70. Jahrgang / 92 vom 28.11.2016   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Türkei | Zinsen: Vorbeugen gegen Kapitalflucht
Die Türkei schwächelt wirtschaftlich - aber sie ist noch nicht in Not. Die Schwäche der türkischen Lira hat die Währungshüter in Ankara zur Anhebung des Leitzinses veranlasst. Sie hoben den Reposatz um 50 Basispunkte auf 8% an. Seit Jahresbeginn hat die Lira gegenüber dem Euro 13% an Wert verloren. Die Abwertung treibt die Inflation, die zuletzt bei 7,2% lag.
Die Zinsanhebung bremst das Wachstum. Ohnehin wird es in diesem Jahr mit 2,7% bis 3,1% deutlich unter den gewohnten 5,5% p.a. im Durchschnitt der Jahre bis 2015 liegen.
Die höheren Zinsen sollen auch einer möglichen Kapitalflucht vorbeugen. Moodys hatte bereits das Rating der Türkei auf Ba1 heruntergestuft. Damit ist das Land aus dem Investmentgrade herausgerutscht.
Die bisher vorliegenden Daten des 1. Halbjahres zeigen jedoch noch keinen Abzug von Kapital. So flossen aus Deutschland 800 Mio. Euro mehr in die Türkei, als von dort hierhin exportiert wurden. Das war nur ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Allerdings dürften die Deviseneinnahmen durch rückläufige Touristenzahlen in diesem Jahr kräftig sinken.
Fazit:
Nicht zuletzt der Flüchtlingsdeal mit der EU beschert Ankara dringend benötigte Deviseneinnahmen. Noch kann sich das Land wirtschaftlich die Politik Präsident Recep Tayyip Erdogans erlauben.