Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


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70. Jahrgang / 27 vom 07.04.2016   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Euro: Bröckelnde Währungspfeiler
Die Ablehnung des EU-Assoziationsabkommens mit der Ukraine durch die Niederländer hat auch für den Euro Konsequenzen. Unübersehbar ist: Die Gemeinschaft driftet nun außerhalb (voran Großbritannien) und innerhalb des Euroraums auseinander, statt zusammenzuwachsen. Und Brüssel akzeptiert das: Europas Zentrale will das Ukraine-Abkommen in Kraft treten lassen und die Niederlande bleiben dabei außen vor.
Die immer häufigere Gewährung politischer Extrawürste rührt an den Pfeilern der Ideologie, auf der die Gemeinschaftswährung ruht. Denn der Euro soll(te) Europa politisch einen, da der umgekehrte (und von vornherein als besser anerkannte) Weg - erst die politische Einheit, dann die Gemeinschaftswährung - nicht realisierbar erschien.
Damit folgt der politische Überbau dem wirtschaftlichen Fundament - er erodiert. Der Euroraum, so die Hoffnung seiner Begründer, sollte zu einer beständigen Annäherung der volkswirtschaftlichen Leistungskraft der Euroländer führen. Das Gegenteil ist der Fall. Besonders gravierend ist dies im Verhältnis Deutschlands zu Frankreich. Deutschlands höhere Wirtschaftskraft zeigt sich von Jahr zu Jahr deutlicher.
Folglich hält den Euro keine positive, zukunftsgerichtete Spannung mehr zusammen. Sondern vor allem die Furcht der Teilnehmer, beim Auseinanderfallen könnte es für sie noch deutlich schlimmer werden. Diese Klammer aus Angst wird aber nur begrenzte Zeit halten. Ein Land wie Italien, das in der Dauerstagnation steckt, wird irgendwann die Nase voll haben. Dann droht der Austritt aus einem emotionalen Impuls heraus.
Die Hoffnung, die Fliehkräfte durch eine Art Finanzausgleich im Euroland zu bändigen, kann man getrost vergessen. Die Flüchtlingskrise zeigt überdeutlich, dass die Bereitschaft zur Solidarität erschöpft ist.
Fazit:
Dem Euro kommt der politische Überbau abhanden. Er wird wie einst der Goldstandard immer mehr als Zwangsjacke empfunden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das erste Land ausbricht.