Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


Ansicht filtern:
suchen nach Stichwort(en): ?  
69. Jahrgang / 85 vom 02.11.2015   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Wertstoffgesetz: Hohe Hürden für Recycling-Quote
Die Stadtwerke stecken wegen des geplanten Wertstoffgesetzes in einem Dilemma. Der Branchenverband der kommunalen Unternehmen VKU kritisiert einerseits die vermeintliche Bevorzugung der privaten Unternehmen des sogenannten dualen Systems. Gerade diese hätten in der Vergangenheit bei den mühselig getrennten Kunststoff-Verpackungen eine Recyclingquote von nur 20% zustande bekommen - und sollen trotzdem auch künftig die Fäden in der Hand behalten. Auf der anderen Seite haben die kommunalen Unternehmen jedoch von der geringen Quote profitiert. Viele Stadtwerke verfeuern den "überschüssigen" Müll zur Energiegewinnung. Der Markt dafür ist groß. Mitte des vergangenen Jahrzehnts verbot die EU die Deponierung unbehandelter Abfälle - in der Folge drängten neben den Stadtwerken auch private Unternehmen in die energetische Müllverbrennung.
Gleichzeitig gibt es beim Thema Recycling viel Nachholbedarf. Derzeit ziehen die Unternehmen jedenfalls eine energetische Verbrennung der Wiederverwertung vor, sobald die Mindestquote von 36% für Vorsortierung erfüllt ist. Den Müll zu sortieren, zu säubern und zu verarbeiten ist nämlich kompliziert und teuer. Hier ist sowohl bei den Verursachern als auch bei den Entsorgern viel Forschungsarbeit nötig, um das Recycling ökologisch und wirtschaftlich in der Breite nutzbar zu machen.
Selbst wenn das Wertstoffgesetz kommt: Bis zur Erfüllung einer 72%-Recyclingquote aus dem Arbeitsentwurf werden noch viele Jahre vergehen. Falls die Quote dann tatsächlich irgendwann erreicht werden sollte, ist offen, welche Folgen das für die vielen Müllverbrennungsanlagen haben wird. Die eine oder andere könnte vom Markt verschwinden - oder es steigen einfach nur die Müll-Importe.
Fazit:
Die Umstellung auf mehr Recycling ist in den heutigen Strukturen extrem schwierig. Über viele Jahre hat sich die Abfallwirtschaft voll auf Verbrennung eingestellt.