Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


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69. Jahrgang / 74 vom 24.09.2015   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Netzentgelte: Indirekte Energiewende-Kosten
Die Energiewende tritt beim Strompreis in eine zweite Steigerungs-Phase. Vor allem im Westen könnte bald die Zeit der niedrigen Entgelte vorbei sein. Zwar hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien für sich genommen allmählich seinen Kosten-Gipfel erreicht. Doch jetzt stehen Folgeinvestitionen an - zum Beispiel für den Netzausbau oder die Vorhaltung von Reservekapazitäten.
Mit 21 Mrd. Euro kalkulierte die Bundesregierung bereits vor Jahren den Netzausbau. Der Widerstand in der Bevölkerung dürfte den Preis nochmal deutlich in die Höhe treiben. Die Netzbetreiber rechnen bei einer unterirdischen Verlegung im Durchschnitt mit dem Fünf- bis Sechsfachen an Kosten auf dem jeweiligen Teilstück.
Dazu kommt, dass die Betreiber im Westen in den kommenden Jahren ihre Netze zusätzlich modernisieren müssen. Im Osten ist das nach der Wende bereits geschehen. Und auch in den Verteilnetzen stehen milliardenschwere Investitionen an.
Dazu will die Bundesregierung ab 2017 Braunkohlekraftwerke mit insgesamt 2,7 Gigawatt auf Reserve vorhalten. Dazu kommen jene Kraftwerke, die die Bundesnetzagentur bereits jetzt Jahr für Jahr in Reserve schickt. In diesem Jahr sind das nochmal 3 Gigawatt. Auch diese Kosten fließen wie bei den bereits bestehenden Reservekraftwerken in die Netzentgelte. Wieviel die Kraftwerksbetreiber für ihre Reserveleistung erhalten, muss laut Wirtschaftsministerium erst verhandelt werden.
Einen kleinen Aufschluss über die Höhe der Kosten für die Reserve bietet die LBD Beratungsgesellschaft. Demnach hätten die Kraftwerksbetreiber im jüngst verworfenen Kapazitätsmarkt in etwa 75 Euro/KW erhalten. Bei 2,7 GW wären das Zusatzkosten von jährlich rund 200 Mio. Euro.
Wie stark sich Investitionen und Reservekosten auf die Netzentgelte niederschlagen, hängt von den Verhandlungen (Reserve) und Abschreibungsphasen (Investitionen) ab. Ein Hinweis zu Letzterem geben die Netzentgelte in Ostdeutschland. Nach der Wende mussten die Betreiber hier intensiv in die Netze investieren. Die Folge: Im Osten liegen die Netzentgelte mit bis zu 10 Cent/KWh teilweise doppelt so hoch wie im Westen.
Fazit:
Der neue Teuermacher der Energiewende sind die immensen Folgekosten: Netzausbau, Kraftwerksreserve - und hier noch gar nicht berücksichtigt Atomrückbau und -lagerung.