Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


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69. Jahrgang / 71 vom 14.09.2015   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Türkei: In schwerer See
Die Türkei steuert auf eine Banken- und Wirtschaftskrise zu. Darauf deuten immer mehr Faktoren hin. Der starke Jahresauftakt mit knapp 4% Zuwachs wird sich nicht fortsetzen. Das Volkseinkommen je Kopf könnte im Gesamtjahr sogar erstmals seit 2009 unter die 10.000-Dollar-Marke zurück fallen.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) weist auf die übermäßige Kreditvergabe hin. Das Verhältnis von Kreditvergabe zu BIP ist ein Frühwarnindikator für eine bevorstehende Bankenkrise. Es steht in der Türkei im roten Bereich. Die Fähigkeit zur Schuldenbedienung ist im gelben Bereich. Standard & Poors (S&P) sieht das Land deshalb besonders stark von einer Zinsanhebung der US-Notenbank betroffen.
Bereits jetzt gibt es Anzeichen für Kapitalflucht. Die Istanbuler Börse registriert verstärkt Verkäufe von ausländischen Adressen. Zuletzt waren es 415 Mio. Euro im Monat. Der Kurs der Lira gegenüber dem Dollar fiel seit Jahresanfang bereits um 20%.
Die sich abzeichnende Liquiditätsklemme zwingt auch den Staat, Investitionen zu stoppen. Vorerst sind knapp 2 Mrd. Euro von geplanten 18,5 Mrd. in diesem Jahr betroffen. Doch die Stunde der Wahrheit kommt erst nach dem 1. November, wenn die Neuwahlen wieder kein klares Ergebnis bringen sollten (FB vom 31.8.). Auch der wiederaufflammende Kurdenkonflikt muss beunruhigen.
Fazit:
Investitionen am Bosporus zurückstellen! Sollte es zu starken Geldabflüssen, Bankenpleiten und einem Wirtschaftseinbruch kommen, würde das auch die politische Stabilität beeinträchtigen.