FUCHS in den Medien

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Impulse.de, das Unternehmermagazin, Juli 2009

Wohltäter im Krisentief

Was hat der Regenwald in Costa Rica mit der Finanzkrise zu tun? Andreas Bartmann weiß auf diese Frage, bei der die meisten erst einmal ins Grübel kämen, sofort eine Antwort: "Uns fehlt Geld zur Aufforstung." Bartmann ist Geschäftsführer des Outdoor-Ausrüstungshändlers Globetrotter und hat gemeinsam mit den Gründern des Unternehmens, Klaus Denart und Peter Lechhart, im vergangenen Jahr die "Stiftung Globetrotter Ausrüstung" ins Leben gerufen. Ihr Geld für Projekte zur Armutsbekämpfung, Völkerverständigung oder eben zum Pflanzen von Bäumen in Costa Rica erhält die Einrichtung aus den Kapitalerträgen, die das Stiftungsvermögen abwirft.
Und das war zuletzt nicht viel. "Bisher können wir den Stiftungsgedanken gar nicht umsetzen", klagt Bartmann. "Die Rendite ist einfach zu gering". Der Grund: Das Geld liegt als Festgeld bei der Hausbank. Doch weil das Zinsniveau weltweit rasant gesunken ist, sind die Erträge mager. Viel mehr als zwei Prozent Zinsen sind aktuell kaum drin.
Mehr als 16.000 gemeinnützige Stiftungen gibt es in Deutschland. Ihr Kapital - geschätzte 100 Milliarden Euro - stammt meist von Unternehmerfamilien wie Thyssen, Bosch, Herz (Tchibo) oder ihren Firmen, aber auch von Sportlern wie dem Ex-Tennisprofi Michael Stich oder Showstars wie dem Komiker Eckhardt von Hirschhausen. Und die Zahl der Stiftungen wird immer größer. Ausgelöst durch Verbesserungen der steuerlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2007, kam es alleine in den vergangenen zwei Jahren zu mehr als 2000 Neugründungen.
Zwar gibt es auch den einen oder anderen, der damit vor allem Steuern sparen möchte, die meisten Gönner aber spenden für den guten Zweck. Solche Stiftungen wie der der Globetrotter-Gründer stecken jetzt in einem Dilemma. Per Gesetz sind sie dazu verpflichtet, ihre Substanz zu erhalten. Es ist Stiftungen verboten, das Vermögen auch nur in Teilen aufzuzehren. Daher scheuen die meisten Unternehmer schon geringe Risiken, ziehen dürftig verzinstes Festgeld und Staatsanleihen anderen Anlagen vor. So aber fehlt das nötige Geld für gute Taten. Dabei gibt es durchaus clevere Strategien, die bessere Erträge bei kalkulierbarem Risiko erbringen.
"Das Problem hat sich in den vergangenen Monaten durch die Zinssenkungen rasant verschärft", sagt der Essener Steuerberater Lothar Pues, der viele Stiftungen zu seinen Mandanten zählt. "In diesem Jahr werden viele von ihnen ihre laufenden Ausgaben nicht mehr finanzieren können." Auch deshalb, weil bei so mancher Stiftung gleichzeitig das Fundament bröckelt. Entweder, weil frisches Geld üblicherweise aus Firmengewinnen stammt, die derzeit nur spärlich fließen. Oder aber, weil Unternehmensanteile die Basis bilden, deren Wert durch die Wirtschaftskrise eingebrochen ist.
Die Stiftung des SAP-Gründers Dietmar Hopp etwa hat im vergangenen Jahr geschätzt eine Milliarde Euro verloren, weil ihr Vermögen fast ausschließlich aus Aktien der Waldorfer Softwareschmiede besteht, die drastisch an Wert einbüßten. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, schätzt das Minus aller Stiftungen im vergangenen Jahr auf durchschnittlich zehn Prozent. Angesichts geschrumpfter Substanz und dürftiger Renditen herrscht in den Stiftungskassen zurzeit oft triste Leere. Für die engagierten Schenker wird es Zeit, eine neue Balance zu finden zwischen minimal notwendiger Rendite und maximal akzeptablem Risiko.
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Das Crashjahr 2008 hat selbst bei Profis mit langjähriger Erfahrung entsetztes Staunen ausgelöst. Die Finanzkrise packte die Märkte in einer Totalität, die auch lehrbuchmäßige, angeblich sichere Investmentkonzepte scheitern ließ. Denn nahezu alle Anlageklassen brachten Verluste. Hat eine Stiftung drei Prozent Rendite erzielt, war sie schon extrem erfolgreich. Zwar verweisen die Vermögensverwalter nur zu gern auf das ungünstige Marktumfeld. Doch mitunter tragen die Portfoliomanager wenigstens eine Mitschuld an der miesen Performace.
Nicht nur, dass unnötig üppige Gebühren oft große Teile der Rendite fressen. So kommt es vor, dass Verwalter das Kapital häufiger umschichten als nötig, um die Kauf- und Verkaufsspesen hochzutreiben. "Andere wiederum tun viel zu wenig und legen das Geld einfach nur weg", sagt Christine Pöschel, Geschäftsleiterin Vermögenscontrolling bei der WSH Deutsche Vermögenstreuhand, die für sehr reiche Privatanleger die Leistung von Vermögensverwaltern kontrolliert.
Pöschel hat erlebt, wie Portfoliomanager trotz offensichtlicher Crashgefahr im September 2008 die Aktien nicht aus ihren Kundendepots warfen. Andere trennten sich zu spät von Anleihen schwacher Bonität. "Gerade in der Krise gingen viele vermeintliche Anlageprofis zu nachlässig mit Stiftungsgeldern um", schimpft Pöschel. "Das war teilweise unverschämt."
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Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten in den vergangenen eineinhalb Jahren machten deutlich, wie wichtig Risikomanagement ist. Nur wer seine Investments permanent im Blick hat, kann rechtzeitig reagieren und Umschichtungen im Portfolio vornehmen. "Stifter müssen sich darüber im Klaren sein, dass Renditechancen und Risiko in einem direkten Zusammenhang stehen", sagt Alois Ebner, Leiter der Münchner Niederlassung der Schweizer Privatbank Vontobel. Alexander Brochier hat das stets beherzigt. Der erfahrene Unternehmer sorgte vor und gab nie die kompletten Erträge des Stiftungsvermögens für Projekte aus, sondern bildete Rücklagen für schwierige Zeiten. Das Geld steht ihm nun zur Verfügung, um akute Liquiditätslöcher zu stopfen. Zwar kann er wahrscheinlich nicht alle für diese Jahr geplanten Projekte umsetzen. "Die Folgen der Finanzkrise können wir aber recht gut abfedern", freut sich Brochier. "Wir haben deutlich geringere Sorgen als andere Stiftungen".