Der Unternehmerbrief aus der Hauptstadt


Ansicht filtern:
suchen nach Stichwort(en): ?  
70. Jahrgang / 53 vom 11.07.2016   << zum Inhaltsverzeichnis      
     
Unternehmen | Marketing: Probieren geht über Studieren
In der digitalen Welt lösen sich auch Traditionsunternehmen von angestammten Verfahren. Beispiel Teekanne: Geschäftsführer Reinhold Schlensok gab beim diesjährigen Petersberger Industriedialog Einblick, wie das bekannte Familienunternehmen ("97% der Deutschen kennen uns") digital wirbt und welche neuen digitalen Geschäftsmodelle es aufsetzt. In digitale Werbung fließen 10% des Marketingbudgets.
"Probieren geht über Studieren", lautet eine der Lektionen, die das Unternehmen gelernt hat. Jede digitale Werbeaktion würde in zwei Varianten gestartet. "Wir wiederholen, was funktioniert. Wir fragen aber nicht mehr, warum."
Viel Zeit und Geld investiert Teekanne in seinen Facebook-Auftritt. Dies sei ein ganz wesentliches Instrument in der Kundenkommunikation. Richtig angewandt, sei dies ein echter Verkaufs-Turbo. Dafür bespielt eine Redakteurin permanent den Facebook-Auftritt des Unternehmens. Man müsse minütlich etwas zu erzählen haben, so Schlensok. Die Oscar-Verleihung werde etwa zur Oscar-Verleihung für den leckersten neuen Tee. Blogger mit etlichen Hunderttausend Followern bekämen Probier-Tees und sorgten schon mal für enorme Absätze. Man müsse sie aber "machen lassen. Die Leute sagen das so, wie wir es nie gesagt hätten", meint Schlensok.
Wichtig beim Produktverkauf: Drei Klicks zum Ziel. Adidas habe über die App onefootball mit 700.000 registrierten Bayern-Fans bei einem Tor von Thomas Müller 70.000 Kaufbereite für ein Müller-T-Shirt zugeleitet bekommen. Allerdings hätte keiner gekauft. Der Grund: 15 Klicks waren bis zum Abschluss nötig.
Anzeigen bei Amazon brächten erstklassige Ergebnisse. Das Marketing könne sehr präzise Vorgaben machen und jede ausgewählte Adresse sei ein Treffer. Die Umsätze seien quasi buchbar. Und über vernetzte Geräte - wie die neue Teekapselmaschine mit WiFi, die demnächst auf den Markt kommt - würde das Kundenverhalten genau studiert und für neue Angebote genutzt. Nicht zuletzt verzichtet Schlensok auf Businesspläne. "Das dauert zu lange, dann ist der Markt weg".
Fazit:
In der digitalen Welt gehen Spontaneität, Schnelligkeit und Flexibilität vor.